Aufbruchsstimmung: Woran die neuen Start-ups tüfteln
Aufbruchsstimmung in der Gründerschmiede: Neue Start-ups am Start
Eine App, die blinden Menschen selbstständige Mobilität ermöglicht, ein Konfigurator für Snowboards nach Maß sowie KI, die selbst nach Anwendungsfällen sucht: Gleich elf neue Gründungsteams ziehen aktuell in den Science Park Graz ein. Insgesamt arbeiten damit nun über 40 technologieorientierte Jungunternehmen an innovativen Lösungen in der steirischen Start-up-Schmiede.
GRAZ. Am Science Park Graz greift aktuell die nächste Generation an Start-ups ins Geschehen ein. Gleich elf Jungunternehmen bezogen dieser Tage die Räumlichkeiten der Gründerschmiede in der Sandgasse. Sie übernehmen jene Flächen, die zuvor von ebenso vielen Teams 18 Monate genutzt wurden. Die Neuankömmlinge haben sich aus bis zu 1.000 Bewerbungen, die jährlich im ältesten Inkubator Österreich eintreffen, durchgesetzt. Damit verbunden ist der Zugang zu erfahrenen Business Coaches sowie Wachstums- und Patentspezialisten sowie zu nationalen und internationalen Unternehmen – bietet auch Zugang zu mehreren Hundert Mentoren aus der steirischen Wirtschaft und Industrie. „Ziel ist es, am Ende dieser Phase nicht nur einen funktionierenden Prototyp vorzuweisen, sondern ein valides Produkt, ein tragfähiges Geschäftsmodell und belastbare Marktverbindungen“, erklärt Science Park Graz-Geschäftsführer Martin Mössler. Für ihn entscheidend: „Unser Fokus liegt nicht auf Technologie um ihrer selbst willen, sondern auf marktreifen Anwendungen. Entscheidend ist, ob eine Innovation ein reales Problem löst und ob der Markt bereit ist, dafür zu zahlen.“
Derzeit werden im Science Park Graz 40 Start-ups betreut. Rund 30 davon durchlaufen das nationale AplusB-Programm, zehn weitere werden im Rahmen der Kooperation mit der ESA begleitet. Dabei geht es um die Übertragung von Weltraumtechnologien in den Alltag – etwa für Industrie, Umweltmonitoring oder Mobilität.
Snowboards nach Maß
Neu im Inkubator ist etwa Gründer Leo Bischof: Der gebürtige Knittelfelder entwickelt und produziert maßgefertigte Snowboards, die sich anhand individueller Körperdaten, Fahrgewohnheiten und Stilpräferenzen digital konfigurieren lassen – inklusive 3D-Vorschau und Einzelanfertigung. „Ich hatte Schuhgröße 46 – und nie ein Snowboard, das richtig gepasst hat. Daraus ist die Idee entstanden: maßgeschneiderte Boards, digital konfigurierbar, ohne teure Spezialanfertigung. Bei uns bekommt man ein individuelles Board in drei bis fünf Wochen – schneller und günstiger als anderswo. Die nötige Rechenlogik steckt im System. Ich brauche keinen Ingenieur für mein Board – das übernimmt die Plattform“, erklärt der Firmengründer.
App für sehbehinderte Menschen
Ein inklusives Mobilitätsprojekt verfolgt „Ontours Inclusive“ ab sofort am Science Park Graz: Die App soll blinden und sehbehinderten Menschen ermöglichen, sich selbstständig im städtischen Raum zu orientieren. Entwickelt wird das System in enger Zusammenarbeit mit Betroffenen. „Wir wollen blinden und sehbehinderten Erwachsenen echte räumliche Unabhängigkeit ermöglichen – barrierefrei, intuitiv und sozial eingebettet“, sagt Gründer Paul Kalcher, der bereits Erfahrung auf diesem Markt mitbringt: Gemeinsam mit Oliver Tazl hat Kalcher 2022 das Projekt OnTours gestartet. Dabei werden klassische Stadtführungen neu interpretiert. Statt Hop-on-Hop-off-Bussen nutzen Anwender reguläre Straßenbahnlinien, um Sehenswürdigkeiten individuell zu entdecken.
Suche nach KI-Anwendungsfällen
Mit AI Cookagent zieht – selbstredend – auch ein KI-Start-up in den Science Park Graz ein: Das Team rund um Gründer Benjamin Gigerl verspricht, „den gesamten Data-Science-Prozess radikal zu vereinfachen“. Heißt: Die Software analysiert Unternehmensdaten, schlägt sinnvolle Anwendungsfälle vor, prüft dabei automatisch die Datenqualität sowie die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben wie DSGVO oder EU AI Act – und erstellt auf Knopfdruck passende KI-Modelle. Der Vorteil: Ganz ohne Programmierkenntnisse können so auch Nicht-Techniker datenbasierte Lösungen entwickeln – etwa für die Energie- oder Gesundheitsbranche, auf die sich das Team besonders konzentriert.
FC: Paul Ott
