Herbergssuche im Jahre2025 – sind die Türen wieder verschlossen?
Als Maria und Josef nach einer Herberge suchten, wurde ihnen mehrmals eine offene Türe verwehrt. Sie waren Fremde und keiner wollte sie bei sich aufnehmen. Kommt uns das bekannt vor?
Auch heute, im Jahr 2025, sind wir wieder in der Situation, dass Türen geschlossen werden, dass wir uns von jenen abwenden, die in Not sind und dass vieles dafür unternommen wird, dass „Fremde“ erst gar nicht kommen können. Das zu Ende gehende Jahr war für viele von uns eine echte Herausforderung – die anhaltende wirtschaftliche Rezession, Unternehmen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freisetzen müssen, der spürbare Spardruck auf Bundes-, Länder- und Gemeindeebene. Die weltweiten Krisen und Kriege, die einfach kein Ende nehmen wollen. Als Caritas spüren wir zum einen den Spardruck selbst – Förderungen werden gekürzt, daher müssen wir Hilfsangebote reduzieren und verändern. Zum anderen spüren wir, dass viele Menschen mehr Hilfe brauchen, da die Teuerung ihnen ganz besonders zusetzt. Wir sehen Kinder, die in Armut aufwachsen, Alleinerzieherinnen, die mit ihrem Einkommen nicht auskommen oder Mindestpensionistinnen und -pensionisten, die nach einem arbeitsreichen Leben bei uns um Lebensmittel anstehen. Bei allem Verständnis für notwendige Sparmaßnahmen braucht es gerade jetzt mutige Reformen und keine scheinbar einfachen Lösungen. Armut heute bedeutet hohe Folgekosten morgen. Gerade jetzt brauchen wir mehr soziale Gerechtigkeit statt Kürzungen auf dem Rücken der Ärmsten. Mehr Zusammenhalt statt Spaltung und mehr Solidarität statt verschlossener Türen. Das betrifft auch die Sprache. Wir erleben, dass Menschen aufgrund ihrer spezifischen Situation diskreditiert werden: Geflüchtete, Armutsbetroffene, Arbeitslose. Immer wieder wird betont, dass jene unterstützt werden sollten, die „unverschuldet“ in Not geraten sind. Aber: Armut ist keine Schuld. Flucht ist keine Schuld. Arbeitslosigkeit ist keine Schuld. Es sind Dimensionen der Not, und als Gesellschaft tun wir gut daran, solidarisch zu sein. Denn als Gesamtheit geht es uns nur gut, wenn möglichst alle am gemeinsamen Leben teilhaben. Gerade Weihnachten ist für mich ein Fest, das alle einschließt: Hirten und Könige, Menschen aus der Nähe und von weit her. Darin liegt eine Hoffnung, die uns guttut. Denn gerade in Krisenzeiten müssen wir daran glauben, dass die Welt nicht untergeht, sondern ein Neubeginn möglich ist. „Fürchtet euch nicht!“, hat der Engel zu den Hirten gesagt. Diese Zusage möchte ich auch uns mitgeben: Fürchten wir uns nicht, verschließen wir die Türen der Hilfe nicht, sondern geben wir Hoffnung und Zuversicht, stehen wir zueinander und gestalten wir gemeinsam eine Zukunft, in der für alle ein gutes Leben möglich ist.
