Wärme, der Elefant der Energiewende
Vom unterschätzten Potenzial zum Riesenhebel für Umwelt und Wirtschaft: Die Wärmeenergie macht über 50 % des Endenergieverbrauchs aus, ist in öffentlichen Debatten aber meist unterrepräsentiert. Klar ist: Nur wenn die Wärmewende gelingt, schaffen wir Versorgungssicherheit und Preisstabilität – und können damit die Klimaziele erreichen. „SPIRIT of Styria“ sprach mit Vertretern der Biomasse- und Pellets-Branche über die ökologischen und wirtschaftlichen Chancen des „Elefanten der Energiewende“.
Der Strom hat’s leichter. Er ist spannungsgeladen und lässt Funken sprühen. Und die Wärme? Sie ist ein wohliger Mantel, der uns umhüllt – aber irgendwie frei von Glamour und Sexappeal. Kein Wunder, dass in der öffentlichen Wahrnehmung Strom mehr Aufmerksamkeit genießt als Wärme – gleichzeitig macht Wärmeenergie 50 % des Gesamtenergieverbrauchs aus, also mehr als elektrische Energie und Verkehr zusammen. Damit ist Wärme gewissermaßen der Elefant der Energiewende – groß und mächtig, aber (zu) wenig thematisiert. Ein Befund, den auch Doris Stiksl, Geschäftsführerin von proPellets Austria teilt. „Wärmeenergie ist in der Regel unsichtbar. Heizungen stehen im Keller, sind wenig emotional besetzt und selten Gegenstand öffentlicher Diskussionen. Wärme fehlt das Narrativ – und das müssen wir ändern“, so die Steirerin. „Denn die Energiewende kann nur mit einer Dekarbonisierung des Wärmesektors gelingen. Auch Österreichs Abhängigkeit von Öl und Gas betrifft primär den Wärmesektor, nicht den Strom.“ Daher plädiert Stiksl dafür, das Bewusstsein für Wärme als Schlüssel für die Energiewende zu schärfen, und fordert eine politische Gleichstellung von Wärme mit Strom im Fördersystem und in der Planung.
„Energiewende heißt auch Wärmewende! Mit Pellets stärken wir die Versorgungssicherheit, sichern stabile Preise, schützen das Klima und pushen unsere Wirtschaft.“
Aus guten Gründen. „Abgesehen vom Klimaschutz erhöhen wir damit die Versorgungssicherheit im Lande sowie auch die Preisstabilität für Haushalte, Gewerbe und Industrie“, so Stiksl. „Dazu kommen enorme ökonomische Effekte. Wärme aus Biomasse, insbesondere aus Pellets, ist ein riesiger Wirtschaftsfaktor – gerade im Waldland Steiermark.“ Von der Urproduktion bis zur Herstellung und Installation von Heizkesseln spannt sich die Wertschöpfungskette. „In der Kesselproduktion gilt Österreich längst als Silicon Valley der Branche. Jeder zweite Kessel in Europa wird hierzulande produziert“, so Stiksl. Daher brauche es die notwendigen Rahmenbedingungen, um Österreich als Produktionsstandort zu sichern. „Wir müssen unsere Weltmarktführerschaft mit aller Kraft verteidigen und verhindern, dass die Produktion in diesem Bereich eines Tages nach Fernost abwandert – so wie es im PV-Bereich passiert ist.“
Heizkessel aus der Steiermark
Gemeinsam mit Oberösterreich gilt die Steiermark sowie das angrenzende Burgenland als Hotspot der Kesselproduktion im Bereich Biomasse. Neben KWB Energiesysteme, ansässig in St. Margarethen/Raab, zählt Herz Energietechnik mit Sitz in Pinkafeld zu den exportstarken Innovationsführern. Das Produktportfolio von Herz umfasst nicht nur Kessel für Ein- und Mehrfamilienhäuser, sondern auch Großanalagen für Gewerbe und Industrie. Die größten davon werden am Standort der Firma Binder Energietechnik in Bärnbach, seit 2019 Teil der Herz-Gruppe, gefertigt. „Wir produzieren ein komplettes Sortiment von modernen und umweltfreundlichen Feuerungssystemen bis zu 10 MW Leistung. Diese lassen sich trotz ihrer Größe in Normcontainern transportieren, was den Export sehr erleichtert“, erklärt Daniel Bardel, Geschäftsführer von Binder. Zuletzt lieferte man eine Großanlage für die Fernwärmeversorgung ins lettische Riga. Jüngstes Großprojekt in Österreich: die Installation eines 5MW-Biomassekessel für den Lederhersteller Wollsdorf Holding Schmidt nahe Gleisdorf, wo ein gas- und ölbefeuerter Kessel zur Erzeugung von Prozesswärme ersetzt werden konnte. Auch das Mutterunternehmen, die Herz Energietechnik, ist Komplettanbieter für erneuerbare Energiesysteme – die Bandbreite reicht vom Einfamilienbereich bis Großgebäuden, Hotelanlagen und der Beheizung ganzer Ortsteile. „Wir bieten für jeden Anwendungsfall die optimale Systemlösung, die sich durch eine Kombination aus Effizienz, Umweltfreundlichkeit, Komfort und Flexibilität auszeichnet“, erklärt Manuel Höller, Leiter Technischer Vertrieb bei Herz Energietechnik. „Der Exportmarkt bleibt großteils auch im stark förderabhängigen Kleinkesselbereich einigermaßen stabil. Generell entwickelt sich der Großanlagenmarkt jedoch wesentlich stärker. Ein Trend in Richtung Nahwärmeversorgung sowie Mikronetze ist deutlich zu erkennen.“ Der aktuelle Markttrend im Kleinkesselbereich gehe klar in Richtung energieeffizienter und emissionsarmer Heizsysteme. „Die aktuelle Förderpolitik der Bundesregierung ermöglicht nach der Neuaufstellung der Programme wieder mehr Planungssicherheit – sowohl für Hersteller und Installateure als auch für Endkunden. Die Förderlinien sorgen für Marktimpulse: Die Nachfrage nach effizienten und emissionsarmen Anlagen steigt.“
Pellets-Business
- Die Steiermark verfügt über eine geschlossene Pellets-Wertschöpfungskette: Forst, Holzindustrie, Heizkesselhersteller für Haushalte, Gewerbe, Industrie und Kommunen, Pelletsproduzenten sowie Händler
- Rund 24.000neue Pelletskessel wurden in Österreich im Jahr 2024 installiert.
- Die Anzahl der Kessel verdoppelte sich innerhalb von zehn Jahren – Ende 2024 waren 214.000
Pelletsheizungen in Betrieb. - Das Preisniveau ist sehr konstant und liegt weit unter den Preisen von Öl und Gas.
- Rund 2.000 Euro im Jahr erspart sich ein Haushalt, der auf Pellets umsteigt, im Schnitt gegenüber Öl.
- Bis zu 98 % an CO2-Emissionen spart man mit Pellets im Vergleich zu Heizöl ein. (Quelle: österreichisches Forschungsinstitut BEA Institut für Bioenergie GmbH)
- 500.000 Ölheizungen und 900.000 Gasheizungen müssen in Österreich noch durch erneuerbare Systeme ersetzt werden.
- Mehr als 600 Biomasseheizwerke sind in der Steiermark derzeit in Betrieb mit einer Gesamtleistung von rund 460 MW und einer Jahresproduktion von 1.180 GWh Wärme.
- Dazu kommen 40 Biomasse-KWK-Anlagen mit 24 MW elektrischer Leistung – diese erzeugen jährlich rund 170 GWh Strom sowie knapp 310 GWh Wärme.
Infos zu den aktuellen Bundesförderungen:
www.umweltfoerderung.at/privatpersonen
Infos zu Förderungen für Betreiber von Heizwerken:
www.umweltfoerderung.at/betriebe
Rundumversorger von Heizwerken bis Pellets
Ein besonderer Player im heimischen Biomasse-Business ist die Bioenergie-Gruppe mit Sitz in Köflach. Die Unternehmensgruppe plant, errichtet und betreibt Biomasse-Heizwerke und versorgt öffentliche Einrichtungen, Gewerbe- und Industriebetriebe sowie private Haushalte mit umweltfreundlicher Wärme. „Derzeit betreiben wir 23 Biomasse-Heizwerke in der Steiermark, 48 in ganz Österreich. Damit stellen wir sicher, dass regionale, erneuerbare Energie in Form von Wärme und Strom effizient genutzt wird“, erklärt Geschäftsführer Jakob Edler. Zusätzlich betreibt das Unternehmen fünf Abwärme-Auskopplungen, mit denen industrielle Prozesswärme in die Fernwärmenetze integriert wird – etwa bei der Papier- und Zellstofffabrik Heinzel Pöls sowie bei Sappi in Gratkorn. Im Vorjahr erzeugten die Heizkraftwerke der Gruppe insgesamt rund 950 Gigawattstunden Wärme für 4.500 private wie gewerbliche Kunden. „Durch Biomasse und Abwärmenutzung konnten wir zuletzt 191.000 Tonnen CO₂ einsparen – das entspricht der Kohlenstoffbindung von rund 2,5 Millionen gepflanzten Bäumen“, so Edler über den großen Beitrag des Unternehmens für die regionale Wärmewende. „Wir ersetzen fossile Energieträger, stärken die lokale Wertschöpfung und sorgen für eine sichere, nachhaltige Wärmeversorgung für Haushalte, Betriebe und öffentliche Einrichtungen in beinahe ganz Österreich.“ Weitere Projekte sind in der Pipeline. „Wir sehen weiterhin einen hohen Bedarf an regional erzeugter, klimafreundlicher Wärme und investieren konsequent in den Ausbau unserer Anlagen.“ Aktuell befinden sich die Biomasse-Heizwerke in Premstätten und Thörl in Umsetzung. „Darüber hinaus haben wir mehrere neue Projekte in der Pipeline, die sich teils bereits in Vorbereitung befinden: das Projekt Wärmeschaukel Weiz-Gleisdorf, die Erweiterung der Abwärmenutzung bei Sappi in Gratkorn, ein Biomasse-Heizwerk in Kirchberg bei Tirol sowie das Zukunftsprojekt ,Sonnenspeicher Süd‘ in Weitendorf.“ Wo sieht Edler aktuell die größte Herausforderung bei der Errichtung von Biomasse-Heizkraftwerken? „Diese besteht in der intelligenten Verbindung von Nachhaltigkeit, Technik und Systemintegration. Wir wollen jeweils die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltig gestalten: von der Brennstoffbereitstellung über effiziente Anlagentechnik bis hin zur optimalen Einbindung in bestehende Wärmenetze.“ Technologisch entwickeln sich Biomasse-Heizkraftwerke rasant weiter. „Moderne Feuerungssysteme, digitale Regelungstechnik, Wärmespeicher und die Kombination mit anderen erneuerbaren Quellen – etwa Solarthermie oder Großwärmepumpen – ermöglichen heute ein Höchstmaß an Effizienz, Flexibilität und Umweltverträglichkeit. Innovation bedeutet für uns, Energieversorgung ganzheitlich zu denken: Biomasse als stabiler Grundpfeiler, ergänzt durch intelligente Steuerung und hybride Systeme.“ Darüber produziert und vertreibt das Unternehmen auch hochwertige Pellets unter der Marke „Steirer Pellets“. „Ein regionales Qualitätsprodukt, bei dem wir die gesamte Wertschöpfungskette in der Region halten – von der Produktion bis zur Lieferung. Wir produzieren unsere Pellets aus reinem, unbehandeltem Holz aus heimischer Forstwirtschaft, bevorzugt aus Sägerestholz.“ Die Pellets entstehen in Kooperation mit Rubner Holzindustrie in Rohrbach. „Damit schaffen wir kurze Transportwege, sichern Arbeitsplätze vor Ort und minimieren den CO₂-Fußabdruck.“ Im Jahr 2024 wurden rund 60.000 Tonnen „Steirer Pellets“ produziert. „Weiteres Wachstum ist geplant, daher haben wir die Kapazitäten unserer Anlage heuer von 60.000 auf 90.000 Tonnen erweitert.“
Pelletsproduktion mit Sorgenfalten
Insgesamt verfügt Österreich über 54 Pellets-Produktionsstandorte, davon sieben in der Steiermark. 1,8 Mio. Tonnen betrug die Jahresproduktion 2024 – damit liegt diese über dem Eigenbedarf von 1,5 Mio. Tonnen. Zu den großen steirische Produzenten gehört auch die Mayr-Melnhof Holz Holding AG mit Sitz in Leoben. Rund 200.000 Tonnen Pellets produziert das Unternehmen an drei Standorten in Leoben und Reuthe (Vorarlberg) sowie in Paskov (Tschechien). „Aus dem Werk in Leoben werden heuer rund 100.000 Tonnen Pellets ausgeliefert, das entspricht einer Versorgung von knapp 25.000 Haushalten“, so Richard Stralz, CEO Mayr-Melnhof Holz Holding AG, der das volatile Marktumfeld der vergangenen Jahre nun stabilisiert sieht. „Das bedeutet wieder mehr Planungssicherheit für Produzenten, Handel und Endkunden. Die Nachfrage nach Pellets ist 2025 konstant gut, mit einer ähnlich guten Nachfrage rechnen wir auch 2026.“ Als größte Herausforderung sieht Stralz die Überbürokratisierung in der EU, allen voran die EU-Entwaldungsverordnung EUDR. „Diese erzeugt europaweit Milliarden an Mehrkosten bei kaum erkennbarem Nutzen für die Forst- und Holzwirtschaft. Wir haben europaweit sehr strenge Forstgesetze, die eine Entwaldung wirksam verhindern. Daher erwarte ich mir von der österreichischen und europäischen Politik eine nachhaltige Überarbeitung der EU-Entwaldungsverordnung, damit diese praxisgerecht und ohne dramatische Bürokratisierung umsetzbar wird.“
Pionier der Pelletsproduktion in Preding
In ähnlicher Größenordnung bewegt sich die Jahresproduktion der Hasslacher Preding Holzindustrie. Im jüngst modernisierten Werk in Preding werden aktuell rund 100.000 Tonnen Pellets jährlich produziert und unter der Marke Biopellets vertrieben. „Die Pelletsproduktion ist integraler Bestandteil der Wertschöpfungskette des Unternehmens“, so Manfred Steinwiedder, Divisionsleiter Säge & Forst, bei Hasslacher. „Als einer der Pioniere der Pelletsproduktion verarbeiten wir bereits seit 1996 die bei uns anfallenden Säge- und Hobelspäne zu hochwertigen Pellets.“ Direkt beliefert werden überwiegend Kunden in der Süd- und Weststeiermark bzw. im Großraum Graz mit eigenen Silo-Lkw sowie auch Baumärkte und Händler mit Sackware. „Wichtig ist uns nicht nur die Versorgungsicherheit, sondern auch der ressourcenschonende Herstellungsprozess. Unser Rohstoff, die Späne, fällt direkt bei uns vor Ort an und muss nicht aufwändig transportiert werden – und das Rundholz für unser Sägewerk beziehen wir zum überwiegenden Teil aus der Region. Durch unsere bereits fast 30-jährige Erfahrung in der Pelletsproduktion haben wir unsere Herstellungsprozesse energetisch und produktionstechnisch optimiert.“ Die Nachfrage nach Pellets sei leicht steigend – etwa durch den vermehrten Umstieg auf Pelletsheizungen. „Gleichzeitig reduzieren Sanierungsmaßnahmen wie bessere Dämmungen und die milden Winter der vergangenen Jahre den Verbrauch je Haushalt“, so Steinwiedder, der die größte Herausforderung derzeit in der Rohstoffversorgung sieht. „Nur bei einer kontinuierlichen und nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Wälder wird künftig ausreichend Rohstoff zur Verfügung stehen.“ Auch die Logistik sei ein Nadelöhr. „Die Zustellkapazitäten sind durch die Anzahl der Lkw und der Fahrer beschränkt. Trotz anscheinend steigender Arbeitslosigkeit finden wir derzeit nicht ausreichend Personal, um unsere Lkw voll zu besetzen. Hier muss die Politik Anreize schaffen, damit sich Arbeit wieder lohnt“, so Steinwiedder, der – wie Richard Stralz – an die Politik appelliert, den bürokratischen Aufwand auf praxistaugliches Niveau zu reduzieren. „Die EUDR ist aus derzeitiger Sicht schlichtweg nicht rechtskonform umsetzbar. Rundholz, Schnittholz und Sägespäne vermischen sich im Produktionsprozess – somit kann es eine 100%ige Nachvollziehbarkeit, von welchem Grundstück ein Baum für bestimmte Pellets geliefert wurde, gar nie geben, sondern nur der Nachweis dafür, woher das Rundholz kommt – das ist zu 100% nachvollziehbar.“
Wellness und Bier dank Biomasse
Auch immer mehr Betriebe aus Gewerbe, Industrie und Tourismus erkennen die Vorzüge von Pellets für ihre Energieversorgung. Ein Betrieb, der 2020 auf Pellets umstieg, ist das Hotel Schwaigerhof in Schladming, ein familiengeführtes Aktiv- und Wellnesshotel inmitten der Schladminger Bergwelt. „Bereits Mitte der 80er-Jahre wurde die erste Hackschnitzelheizung installiert, später folgte eine zweite. Aufgrund der zunehmenden Wartungsanfälligkeit und des hohen Platzbedarfs haben wir 2020 auf ein modernes Pellet-Heizsystem der Firma Hargassner umgestellt – eine Entscheidung, die sich als zukunftsweisend erwiesen hat“, erklärt Inhaber Gottlieb Stocker. Heute sorgen zwei Pelletheizanlagen im Kaskadensystem mit jeweils 220 kW Leistung für die Wärmeversorgung des gesamten Hotels, inklusive Wellnessbereich mit ganzjährig beheiztem Außenpool. Im Mitarbeiterhaus kommt zusätzlich eine 100 kW Pelletanlage zum Einsatz. Stocker: „Dafür benötigen wir insgesamt rund 370 Tonnen Pellets jährlich, die von SPG Bio-Pellets aus Altenmarkt im Pongau stammen – der Transportweg beträgt nur etwa 25 Minuten.“ Auch steirisches Bier entsteht mit Prozesswärme aus Biomasse. Die obersteirische Brauerei Murauer Bier wird bereits seit zwölf Jahren mit Wärme aus Hackschnitzeln bzw. Holzpellets aus dem Nahwärme-Heizwerk Murau-Stolzalpe versorgt. „Der Wärmeenergiebedarf für unsere Produktion beträgt jährlich rund 4,6 Mio. KWh und wird zu 100 % aus Biomasse bezogen. Davor waren wir von fossilen Energieträgern, vor allem Heiz- und Schweröl, abhängig“, betont Josef Rieberer, geschäftsführender Vorstand der Brauerei. „Damit waren wir europaweit die erste Brauerei mit CO2-freier Produktion.“ Das Heizwerk Murau-Stolzalpe liefert dank 5 MW-Heißwasserkessel Wärmeenergie von 20 Millionen KWh – was der Region einen jährlichen Bedarf von rund zwei Millionen Litern Heizöl erspart. Das Material stammt aus der Region, maximaler Lieferradius: 15 Kilometer.
Fürstenfeld als Trendsetter der Energiewende
Auf eine ganz besondere Form der Energieversorgung aus Pellets setzt die Stadtgemeinde Fürstenfeld. In diesem Jahr ging in der Thermenstadt Österreichs größte Holzvergasungsanlage in Vollbetrieb. Jährlich werden damit rund 16.000 MWh Strom erzeugt, was 75 Prozent des Haushalts-Stromverbrauchs in der Stadt entspricht. Zudem kann die dabei erzeugte thermische Energie von 20.000 MWh einen Großteil von Fürstenfeld mit Wärme versorgen. Rund 12.000 Tonnen Pellets pro Jahr werden dafür benötigt. „In einem zweistufigen Verbrennungsverfahren wird aus den Pellets Holzgas erzeugt, das 12 umgerüstete MAN-Motoren antreibt. Diese Motoren produzieren Strom und geben zudem durch den Verbrennungsprozess nutzbare Wärme ab“, erklärt Franz Friedl, Geschäftsführer der Stadtwerke Fürstenfeld. Die Investitionssumme betrug rund 11 Mio. Euro. „Damit gestalten wir aktiv die Energiezukunft unserer Stadt. Fürstenfeld wurde zuvor großteils mit Erdgas beheizt – nunmehr mit umweltfreundlicher grüner Energie“, freut sich Bürgermeister Franz Jost. „Mit dem Ausbau unserer Eigenenergieproduktion nimmt Fürstenfeld eine Vorreiterrolle ein und setzt ein deutliches Zeichen für nachhaltige Entwicklung und regionale Wertschöpfung. Das Pellets-Holzvergaserwerk ist ein zentraler Baustein unserer Strategie, die Energieversorgung Schritt für Schritt auf nachhaltige und lokale Quellen umzustellen. Das macht uns unabhängiger von Krisen auf internationalen Märkten und stärkt zugleich die regionale Wertschöpfung. Davon profitieren unsere Bürger in mehrfacher Hinsicht – durch stabile Energiepreise, Versorgungssicherheit und einen spürbaren Beitrag zum Klimaschutz.“
Förderungen von Bund und Land
Einen wesentlichen Beitrag für den Kesseltausch in Haushalten leisten, wie erwähnt, Förderungen von Bund und Land. Gemäß den neuen Förderrichtlinien stehen auf Bundesebene bis 2030 1,8 Mrd. Euro für die Sanierungsoffensive zur Verfügung. Gefördert werden etwa der Umstieg von einer fossilen Heizung auf Hackgut-, Stückholz-, oder Pelletsheizungen mit bis zu 8.500 Euro. Nicht mehr gefördert vom Bund wird der Umstieg von veralteten erneuerbaren Heizungen auf moderne und effizientere erneuerbare Heizungen. Diese Förderung gibt es dafür ab Anfang 2026 vom Land Steiermark. LR Simone Schmiedtbauer, die nicht nur in der Steiermark für Energie zuständig ist, sondern seit Anfang Oktober auch als Vorsitzende der UFI-Kommission (Umwelt Förderung Inland) fungiert, über die Fördermaßnahmen des Landes Steiermark: „Unser Ziel war es, Doppelgleisigkeiten abzubauen und gleichzeitig das volle Förderspektrum aufrechtzuerhalten. Damit kurbeln wir den Umstieg auf Erneuerbare weiter an und schaffen pro Euro eingesetztem Steuergeld mehr CO2-Einsparungen. Wir wollen alle Formen der Erneuerbaren weiter vorantreiben.“ Dabei spiele Biomasse eine besondere Rolle. „Europaweit macht Biomasse einen Anteil von über 60 Prozent aller Erneuerbaren aus und ist für uns in der Steiermark als waldreichstes Bundesland von ganz besonderer Bedeutung“, so Schmiedtbauer. „Wir wollen hier unseren geografischen Vorteil nutzen und den Ausbauturbo voll zünden!“
Fotos: beigestellt
