Eine kurvenreiche Straße führt durch einen dichten grünen Wald, von oben gesehen. Hohe Bäume mit unterschiedlichen Grüntönen füllen den Rahmen und bilden ein üppiges natürliches Blätterdach um die schmale Straße.
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Mehr Wert im Wald

Regionale Wertschöpfung aus nachwachsenden Ressourcen sowie stabiles Rückgrat in stürmischen Zeiten: Geht’s dem Wald gut, geht’s uns allen gut. KommR Peter Konrad, Forstunternehmer aus Ligist, stellvertretender Obmann der gewerblichen Dienstleister in der WKO Steiermark sowie Obmann des Österreichischen Forstunternehmerverbands, und Johannes Kienzer, Forstunternehmer aus Trahütten sowie Fachgruppenausschussmitglied, über Holzpreisvolatilität, Waldbürokratie und Co.

Im Gespräch
Ein Mann mittleren Alters in einem dunklen Blazer und einem karierten Hemd sitzt in einem Haus und schaut leicht zur Seite. Links steht eine verschwommene Grünpflanze und hinter ihm sind bunte Kunstwerke an der Wand zu sehen. Das Bild ist hell beleuchtet.
Peter Konrad

Forstunternehmer und stellv. Obmann
der gewerblichen Dienstleister

Ein bärtiger Mann mittleren Alters in einem rotkarierten Hemd gestikuliert mit einer Hand, während er an einem Tisch in einem hellen Büro sitzt.
Johannes Kienzer

Forstunternehmer und Fachgruppenausschussmitglied

Wie schätzen Sie aktuell die Stimmung bei den heimischen Forstunternehmen ein?

Peter Konrad:

Grundsätzlich ist die Stimmung gut. Die Holzpreise steigen, Rundholz ist gefragt. In der Wirtschaftskrise sind wir bisher mit einem Streifschuss davongekommen. Nun hoffen wir, dass der Bausektor eine Belebung erfährt. Einerseits durch das Ende der leidigen KIM-Verordnung, andererseits durch die geplanten Infrastrukturinvestitionen in Deutschland. Denn auch in den heimischen Wäldern bekommen wir zu spüren, ob bei unseren Nachbarn konjunkturell Flaute herrscht oder ein belebender Wind weht. Es steht jedenfalls genug Holz in unseren Wäldern, um einer steigenden Nachfrage gerecht werden zu können.

Johannes Kienzer:

Ich will es nicht verschreien, aber erfreulicherweise blicken wir in der Steiermark auf eine relativ lange Periode zurück, in der wir von katastrophalen Schadereignissen verschont geblieben sind. Klar, wenn viel Holz zu Bruch geht, dann haben auch wir Forstunternehmen viel Arbeit. Doch letzten Endes überwiegen auch aus ökonomischer Sicht die kontraproduktiven Faktoren: Das Überangebot lässt die Holzpreise sinken, was die Holzernte für die Waldbesitzer nicht gerader attraktiver macht.

Konrad:

Außerdem ist das Schadholz in der Qualitätsproduktion kaum zu verwenden. Und schließlich erschwert der von Schadereignissen ausgelöste massive Holz- und Arbeitsanfall durch das Überangebot und die Spitzenauslastung auch die dringend notwendige kontinuierliche Durchforstung des Waldes.

Kienzer:

Eine regelmäßige Durchforstung ist sowohl aus ökonomischer wie auch aus ökologischer Sicht die beste Option für den Wald und alle, die mit dem Wald und vom Wald leben. Ziel einer Durchforstung ist es auch, Qualität und Wert des verbleibenden Bestandes zu erhöhen und eine sukzessive Verjüngung des Waldes zu bewirken. Durchforstung ist eine Investition in die Zukunft des Waldes.

Konrad:

Auch angesichts der Klimaveränderung ist das ein wichtiger Aspekt. Am Beispiel der Fichte: Sie ist nach wie vor das Rückgrat unserer Gebirgswälder und wird es auch bleiben. Allerdings werden die Bäume wegen der Klimaerwärmung, der zunehmenden Stürme und der Borkenkäfergefahr in Zukunft einen kürzeren Lebenszyklus haben.

Kienzer:

Das heißt: Erst- und Zweitdurchforstungen der Fichtenwälder müssen forciert werden, um klimafitte Wälder für die Zukunft zu generieren. Denn die klimabedingt auch in unseren Breiten abnehmenden Wasserressourcen werden durch die Reduktion der Anzahl der Bäume geschont und vom verbleibenden Bestand effizienter genutzt.

Konrad:

Ich will hier den Steirischen Waldverband hervorheben, der speziell bei den privaten Kleinwaldbesitzern enorm viel positive Grundlagen- und Aufklärungsarbeit leistet.

Zwei nebeneinander stehende Männer mittleren Alters, der eine größer in einem kurzärmeligen karierten Hemd und einer hellen Hose, der andere kleiner in einem dunklen Blazer über einem karierten Hemd. Beide lächeln vor einem weißen Hintergrund.
Gewerbliche Forstunternehmer an der Schlüsselstelle zwischen Wald, Wirtschaft und Klima: Johannes Kienzer (l.) und Peter Konrad (r.)

Abgesehen von Schadereignissen und Preisvolatilität – worin sehen Sie die größten Herausforderungen für die steirischen Forstunternehmen?

Konrad:

Ein neuer Harvester kostet um die 700.000 Euro, ein Forwarder etwa 400.000. Bevor du also überhaupt einmal mit der Arbeit beginnen kannst, hast du dir einen Rucksack von über einer Million Euro umgehängt. Gleichzeitig sind auch die übrigen Kosten zuletzt krisen- und inflationsbedingt massiv gestiegen: Treibstoff, Betriebsmittel, Reparaturen, Löhne usw.

Kienzer:

Diese Kosten musst du als kleines oder mittleres Unternehmen erst einmal erwirtschaften – und das unabhängig vom Holzpreis. Wer da seine Preise nicht vernünftig kalkuliert, wirtschaftet auf Kosten seiner Substanz. Leider lassen sich manche in der Branche dazu verleiten, zu nicht kostendeckenden Preisen zu arbeiten – und damit sprichwörtlich ihren Hof in den Wald zu tragen.

Konrad:

Wir stehen zudem im Wettbewerb mit Forstunternehmen aus Nachbarländern, in denen neue Forstmaschinen massiv und aus unserer Sicht wettbewerbsverzerrend gefördert werden. Problematisch ist in meinen Augen auch der Umstand, dass Aufträge – etwa von den Bundesforsten – international rein nach Preiskriterien ausgeschrieben werden. Zulasten der regionalen Wertschöpfung, denn unter den beschriebenen Voraussetzungen haben heimische Unternehmen kaum eine Chance, zu kostendeckenden Konditionen zum Zug zu kommen.

Kienzer:

Dazu der bürokratische Overkill. Ein Formular jagt das andere. Vor lauter Zettelausfüllen kommen wir kaum mehr in den Wald. Forstunternehmen und Waldbesitzer wissen längst nicht mehr, wie sie diese Flut an Bürokratie bewältigen sollen.

Konrad:

Wenn wir jetzt auch noch die EU-Entwaldungsverordnung übergestülpt bekommen, wird das den Aufwand noch weiter in die Höhe treiben. Da musst du jede Parzelle, jedes Holzstück erfassen. Viele Waldbesitzer werden sich denken: „Dieser Bürokratieaufwand ist mir zu groß.“ Und folglich den Wald außer Nutzen stellen. Wir haben in Österreich eines der strengsten Forstgesetze. Es gibt bei uns keine Riesenkahlschläge wie z. B. in Brasilien, bei uns wächst mehr Holz nach, als geerntet wird. Wir brauchen nicht noch weitere Belastungen. Was wir brauchen, sind Entlastungen.

Kienzer:

Forstunternehmer werden immer wieder als Waldzerstörer denunziert. Ich finde, unsere Arbeit verdient Respekt. Wir üben eine anstrengende und nach wie vor gefährliche Tätigkeit aus. Wir stehen für regionale Wertschöpfung aus nachwachsenden Ressourcen und einen gesunden, klimafitten Wald.

Konrad:

Die Zahlen spiegeln diesen positiven Befund wider. Unsere Branche wächst. Und auch der 2016 eingeführte Lehrberuf Forsttechniker bzw. Forsttechnikerin wird gut angenommen. Generell gewinnt Holz als klimafreundlicher Rohstoff weiter an Bedeutung. Wir Forstunternehmen sind also ganz vorne dabei, wenn es um die ökonomische und ökologische Zukunft unseres Standorts geht.

Dienstleister-Tisch
Ein älterer Mann mit weißem Haar, der eine dunkle Anzugsjacke und ein weißes Hemd mit Knöpfen trägt, lächelt, während er vor einem schlichten weißen Hintergrund steht.

Im Dienste von Unternehmen und Wirtschaft: Die gewerblichen Dienstleister repräsentieren mehrere besonders wirtschaftsaffine Berufsgruppen. Obmann der Fachgruppe der gewerblichen Dienstleister in der WKO Steiermark ist KommR Gerd Zuschnig (Foto oben). In dieser Talk-Serie beleuchten namhafte Berufsgruppenvertreter die aktuelle Situation in ihrer Branche. Im Fokus dieser Dienstleister-Tisch-Runde: die gewerblichen Forstunternehmen. Im Gespräch: KommR Peter Konrad, Forstunternehmer aus Ligist, stellvertretender Obmann der gewerblichen Dienstleister in der WKO Steiermark sowie Obmann des Österreichischen Forstunternehmerverbands, und Johannes Kienzer, Forstunternehmer aus Trahütten und Fachgruppenausschussmitglied.
www.dienstleister-stmk.at
www.konrad-forst.com
www.kienzerhof.at

Fotos: Oliver Wolf, unsplash

Banner mit dem Text "trinkvergnügen" und "Über 450 Weine & Champagner einfach online bestellen." Rechts zeigt ein Foto zwei Gläser Rotwein auf einem Holztisch im Freien bei Sonnenuntergang.
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